top of page

Wir scheitern am Warum! Die Veränderung gelingt simpel.



Veränderungen sind im Kern sehr simpel.


Wir Menschen beweisen das auch, in dem unser gesamtes Leben aus Veränderung besteht. Wir kommen auf die Welt und ab da durchlaufen wir reihenweise Veränderungen. Die „gute alte Kinderzeit“ ist eine Zeit von dicht gedrängten Veränderungen. Krabbeln lernen, Laufen lernen, Fahrradfahren, dann die erste Liebe, zu Hause ausziehen, eine Beruf lernen, eine eigene Wohnung managen und so weiter.

Veränderungen sind also an der Tagesordnung. Gleichzeitig haben Veränderungen eine negativen Ruf.


Woran liegt das? Was machen wir als Erwachsene offenbar falsch, wenn es uns gerade als Kind so spielend gelingt?


Die Antwort ist meines Erachtens sehr simpel.


Doch machen wir vorher ein Gedankenexperiment.


Dazu stellen wir uns vor, wir stehen an einem Fluss. Auf unserer Seite des Flusses ist es behaglich und angenehm. Sanfte Wiesen mit hohen Gräsern, Büsche und ein paar Bäume. Vielleicht eine Bank zum ausruhen. Auf der anderen Seite des Flusses ist eine satte grüne Wiese. Wir sehen Pilze unter Bäumen wachsen. Sträucher voller Beeren.

Der Fluss vor uns ist ein sanfter ruhiger Fluss. Klares Wasser, ein paar Steine darin. Über den Fluss führt ein schmaler Holzsteg. Er ist ca. 30-40 cm über dem Wasser. Mit einigen schnellen Schritten wären wir drüber.


Haben sie das Bild?


Dann beantworten sie sich und mir jetzt folgende Frage: Wenn ich ihnen nun sage: Wir gehen über den Fluss!

Was brauchen sie, um mit mir auf die andere Seite des Flusses zu gehen?


Vielleicht sagen jetzt einige: Ist doch einfach. Kurz übers Brett und fertig.


Lassen sie mich die Szenerie etwas verändern.


Der Fluss ist reißend. Stromschnellen rund um den schmalen Steg. Es tost.

Ich sage wieder: wir gehen darüber!

Was brauchen Sie jetzt, um mir zu folgen?


Vielleicht denke einige von ihnen nun an ein Geländer. An ein breiteres Brett. Unter Umständen sogar an ein Boot, oder an Schwimmwesten.

Doch der ein oder andere wird sich mittlerweile wahrscheinlich fragen: Was soll ich überhaupt da drüben?


Deshalb nun Teil 3 meines Gedankenexperimentes. Auf unserer Seite des Flusses beginnt das Gras bereits zu vertrocknen. Aus der Ferne sehen wir Rauchschwaden, denn die Felder haben zu brennen begonnen. Die ersten Bäume stehen auch schon in Flammen.

Was brauchen sie jetzt, um den Fluss zu überqueren?


Sehen sie, dieses Experiment zeigt uns: Solange es keinen plausiblen Grund gibt, solange wir innerlich nicht akzeptiert haben zu gehen, machen wir uns viele Gedanken über den Weg.


Doch sobald wir die Antwort auf die elementare Veränderungsfrage haben, verliert der Weg an Bedeutung: Auf das Warum? !

Warum soll ich mich überhaupt in Bewegung setzen?

Warum soll ich weg von hier?

Wenn jedoch klar ist, dass ich weg muss, dann passiert etwas. Dann fokussiere ich auf ein Ziel. Auf den Ort, an den ich möchte.

In meinem Gedankenbeispiel ein Ort, an dem die Wiesen und Felder grün und fruchtbar sind und uns weder Feuertod noch sonstige Gefahr droht. Ein Ort, der von Sicherheit gekennzeichnet ist.


Diese kleine Geschichte lehrt uns die wesentlichen Dinge über Veränderungen.


1. Es reicht nicht aus, sich ein Ziel zu setzen, an das ich möchte, wenn der Status Quo auch schön ist und es keinen echten Beweggrund gibt, das hier mit dem dort zu tauschen. Eine Lektion, die sie bei allen Diäten und Sportvorsätzen lernen können!

Wer hat sich jetzt nicht wieder vorgenommen, sich mehr zu bewegen, Sport zu treiben, gesünder zu ernähren? Doch wie viele werden es schaffen? Kaum jemand. Denn: das Gras auf der anderen Seite des Flusses ist vielleicht schön. Doch hier wo ich bin, ist es doch auch gut. Zumindest soweit ok, als dass ich hier weiter in Ruhe und Sicherheit leben kann. Sport, gesunde Ernährung. Das bedeutet ja: Zeit neu zu verteilen, Einkaufsgewohnheiten umzustellen, sich mit neuen Rezepten und Bewegungsabläufen auseinander zusetzen. Viel Aufwand. Doch warum?


2. Der Weg ist nur so lange relevant, wie ich keinen Grund habe, mich auf selbigen zu machen. Wenn mir der Beweggrund fehlt, mich wirklich aufzumachen, dann kann ich mich viel mit dem Weg beschäftigen. Zu steinig, zu wackelig, zu gefährlich, nicht durchdacht, führt eh in die falsche Richtung.

Am Beispiel des Sportvorsatzes: zu voll im Studio, ich habe gar keine passenden Sportklamotten, die Schuhe sind eigentlich auch durch, ich muss heute was wichtigeres machen, ach einmal aussetzen ist schon ok usw.

Doch denken sie an unseren Fluss. Wenn hinter mir ein Feuer naht, wie relevant war dann noch die Bequemlichkeit des Fluchtweges? Wie ausschlaggebend die Beschaffenheit des anderen Ufers?


3. Der entscheidende Faktor für erfolgreiche Veränderungen ist die Antwort auf die Frage nach dem Warum!

Wenn das Haus, in dem ich bin in Flammen steht, dann werde ich auch einen gefährlichen Fluchtweg wagen. Wenn sich Kannibalen nähern, dann stürme ich auf einem wackeligen Brett über den tosenden Fluss.

Merken Sie was? Das gute alte Sprichwort: Wer will findet Wege, wer nicht will, findet Gründe - das spiegelt sich genau hierin wieder.

Wenn sie sich einen Neujahrsvorsatz gesetzt haben, dann fragen sie sich ehrlich: Warum?

Was ist das erstrebenswerte an dem Ziel, dass sie erreichen wollen?

Warum ist der zukünftige Zustand besser, als er heutige?

Warum müssen sie sich überhaupt auf den Weg machen und etwas am Status Quo verändern?

Die Natur hat uns mit sehr guten Fähigkeiten ausgestattet, Veränderungen anzugehen und zu bewältigen. Doch nur, wenn es einen existenziellen Grund gibt, diesen hohen Energieaufwand einzusetzen, der dafür notwendig ist.

Als Kind wollen wir unabhängig sein und werden. Wir wollen die Dinge selbst erreichen. Deshalb streben wir nach Laufen und Stehen können. Wir lernen, uns selbst zu versorgen. Denn das sichert uns das Überleben. Wir reifen heran, wir folgen der Befriedigung unserer Motive.

Die Frage nach dem Warum ist immer die Suche nach dem Motiv. Es ist ein Abwägen, ob sich der Energieaufwand lohnt.


Mehr Sport zu machen bedeutet, Zeit dafür einzusetzen, die bisher für andere Tätigkeiten eingesetzt wurde. Zeit, die bisher mit etwas ausgefüllt wurde, was offenbar auch angenehm war. Im besten Fall sogar Spass gemacht hat. Zu einer Erfüllung beigetragen

hat.


Sport ist jedoch erst einmal aufwendig und nicht erfüllend. Denn die Erfolge werden erst spät sichtbar. Was also ist der Grund, die jetzige Zeitverteilung zu ändern und so etwas wertvolles wie Zeit zukünftig mit Sport zu verbringen?

Gesunde Ernährung bedeutet, anders einzukaufen und zu kochen als bisher. Vielleicht überhaupt zu kochen, statt schnell etwas auf die Hand zu kaufen. Was muss dafür alles geändert werden? Vielleicht der Ort, wo man einkauft? Neue Gerichte müssen gelernt werden. Zeit fürs zubereiten, Zeit in der Küche. Eine tiefgreifende Veränderung und ein enormer Energieaufwand, um im Kopf neue Routinen anzulegen.

Was ist das Warum? Was ist der ausschlaggebende Grund, sich gesund zu ernähren?

Diese Veränderungen stoßen sie selbst an. Das macht sie insofern einfacher, als dass sie die Gründe, die Antworten auf das Warum sich selbst geben können und müssen.

Doch auch in Organisationen gilt: Ohne eine überzeugende Antwort auf die Frage nach dem Warum, wird die Veränderung mühsam und meistens scheitern.

Und dieses Warum müssen sie für jeden Mitarbeiter beantworten, der von der Veränderung betroffen sein wird.

Sie wollen Agilität einführen? Warum? Weil es alle machen? Was ist der wirkliche Beweggrund, warum ihre Organisation ohne agil zu arbeiten, nicht weiter machen kann. Was sind die brennenden Felder und die Kannibalen?

Sie wollen umstrukturieren? Neue Prozesse einführen?

Warum? Was ist der existenzielle Grund? Wie und wo betrifft er die Menschen, die sich dadurch verändern müssen?

Wenn sie Geschäftsführer oder Inhaber einer Organisation, einer Firma sind und damit verantwortlich für Veränderungen. Dann handeln sie oft, wie in unserem Beispiel mit dem Sportvorsatz die Ehefrau, der Ehemann, der sagt: Heinz, du solltest im neuen Jahr abnehmen und zum Sport gehen.

Für sie selbst bedeutet das kaum bis keine Veränderung. Für Heinz jede Menge. Und Heinz wird es vielleicht tatsächlich dann erfolgreich machen, wenn er Angst hat, was sie machen, wenn er es nicht macht.

Damit Veränderung gelingt, braucht es vor allem eine Antwort auf die Frage nach dem Warum ?!

Diese Frage muss gründlich und intensiv erforscht werden. Aus dem Warum ergibt sich eine Ahnung, eine Skizze des Wohin. Es ergeben sich Rahmenbedingungen des angestrebten Zustandes. Erst dann brauchen sie sich um den Weg kümmern.

Veränderung bedeutet, auf der Suche nach neuer Sicherheit Unsicherheit auszuhalten.

Wenn ich mein Warum kenne, kann ich jedes Wie aushalten.

Vielen Dank.

104 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page